Ich werde immer wieder mal gefragt, ob ich auch Rucksäcke nähen würde, und ich sage dann immer, dass es wunderbare, gut durchdachte, Rucksäcke zu kaufen gibt, mit gutem Tragekomfort und nicht teuer.
Aber jetzt wollte jemand einen individuell angefertigten Rucksack aus Leder haben.
Also habe ich mich an das Experiment gewagt.
Hier möchte ich vor allem über die Hindernisse berichten.
Ich habe mir ausgedacht, das Rückenteil separat zuzuschneiden, weil hier so viele Dinge angesetzt werden müssen.
Als Versteifung habe ich ein Stück Kunststoff von innen eingenäht.
Klappe halbrund, mit Stoff (Cord) verstürzt.
Ich habe eine Industrienähmaschine mit Dreifachtransport, da soll nichts gegeneinander verschieben.
Leder ist nun ausgesprochen dehnbar, in alle Richtungen ein bisschen. Und beim Nähen dehnt sich das unten liegende Leder mehr als das oben liegende, trotz Dreifachtransport.
Dadurch ist nach dem Nähen das Lederstück grösser und nach dem Verstürzen schlägt der Innenstoff Wellen.
Die Nahtzugaben habe ich in den Kurven eingeschnitten.
Oben auf der Rückseite habe ich einen verstärkten Lederstreifen gesetzt, der die Aufhängungen für die Träger und den Griff, jeweils doppeltes Leder, halten soll.
Hierbei habe ich drei Nähmaschinennadeln zertrümmert; meine Maschine hat viel Kraft, aber hier liegen 9 Schichten aufeinander, weil die Klappe gleich mitgefasst wurde, das schafft wohl nur eine Sattler-Maschine.
Also alle Stellen genäht und die Einsätze genietet, echte körperliche Arbeit.
Das Vorderteil des Rucksackes ist so breit wie das Rückenteil plus zwei mal die Seitenbreite, hier 10cm.
Vorn mittig die Tasche aufgenäht, nach dem Aufnähen sass sie 4cm neben der Mitte, wegen der unterschiedlichen Bewegungen des Leders unter der Nähmaschine.
Auftrennen bei Leder hinterlässt Löcher, also an der längeren Seite 4cm abgeschnitten.
Innenfutter genäht, aber in ursprünglicher Breite gelassen, also 4cm breiter als das Lederteil.
In der SEitennaht die unteren D-Ringe für die Träger mitgefasst, Vorder- und Rückenteil zusammengenäht.
Den Boden habe ich ausgerechnet, Breite mal Seitenteilbreite, hierbei wieder die 4cm des ursprünglichen Maßes gelassen, sicherheitshalber.
Angefangen habe ich mit der rückseitigen Naht, die Ecke schon etwas eingerückt, und dann rundherum genäht, und es kam genau hin, so dass die Nähte etwas nach innen eingerückt sind, und sich das Leder der Seitenwände, das beim Nähen unten lag, wieder so weit gedehnt hat, dass es zuletzt genau an den größeren Boden passte.
Die obere Kante des Rucksackes habe ich offen gelassen, also nicht verstürzt, und
das Futter verstürzt dagegen gesetzt.
6 große Ösen eingeschlagen für den Verschluss, hier ein Lederband.
Der Klappenverschluss war für mich neu, er wird mit einem eignenem Werkzeug eingeschraubt, ich bin begeistert! Habe ich hier gefunden.
Dazu wird ein Loch ins Leder geschniten, das Unterteil durchgesteckt, das Oberteil mit dem Spezialnupsi draufgeschraubt.
An der Klappe genauso.
Und so sieht die Rückseite fertig aus.
Fazit: Mit dem Dehnverhalten des Leders bin ich überfordert, es hat hier zum Glück alles geklappt, aber das würde ich mich nicht nochmal trauen.
Der Empfänger aber ist zufrieden.
Wow! Ist dir super gelungen!
AntwortenLöschenEin Spitzenteil. Alle Achtung. LG Gitta
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